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#wetalkbeauty: Wie ich gelernt habe mit meiner Arschlochhaut zu leben

„Du hast aber auch eine sehr empfindliche Haut. Neurodermitis, oder?” – So oder so ähnlich lauten Fragen zu meiner … nun ja, sagen wir mal speziellen Haut. Meine Reaktion darauf ist dafür immer gleich – Standardantwort: „Ich hab einfach eine Arschlochhaut!” Meine Erfahrungen und Erlebnisse dazu, kannst du hier nachlesen.

Ich, das Schattengewächs!

Seitdem ich denken kann, habe ich Probleme mit meiner Haut. Als Kind war ich sehr sehr empfindlich, weil meine Haare hellblond, fast weiß, waren. Im Laufe der Jahre hat sich meine Mähne nun in ein Straßenköterblond verwandelt. Mein Teint dagegen ist nach wie vor sehr hell und hochgradig Sonnenbrand gefährdet. Die ersten, warmen Sonnenstrahlen im Jahr musste ich als Kind daher mit Vorsicht genießen, da sich eine allergische Reaktion – mit Rötungen, Ausschlägen und Pickelchen –sofort bemerkbar machte. Sonnenschutz Faktor 50 war und ist bis heute die Norm. Als Teenie kam Sonnenmilch dann eher nicht für mich in Frage, da es damals „uncool” war, sich einzuschmieren. Damals habe ich mich hardcoremäßig mit Sonnenöl (!) auf Malle bei 40 Grad (!) in die pralle Sonne gelegt – getreu dem Motto „YOLO” (#peace). Heute bin ich nicht nur älter, sondern auch klüger geworden (ja, ich gebe es hiermit offiziell zu). Auch meiner guten Freundin Julia – besser bekannt als der „Sonnenmilch-Nazi” – muss ich an dieser Stelle einen Dank aussprechen! Ihre Hartnäckigkeit und Belehrungen rechne ich ihr hoch an. Ohne Eincremen darf ich seitdem nicht an den Strand gehen. „Menno! Ok okeee, ich creme mich ja schon ein!”

Und ich muss sagen: Meine Haut weiß dieses Umdenken sehr zu schätzen. Generell ist Sonnenmilch wichtig und die Bräune hält dreimal länger, wenn ich mich im Schatten und mit Lichtschutz auf der Haut sonne. Ich habe seither keine Ausschläge mehr und kann die ersten Sonnenstrahlen voll und ganz ausnutzen. Also: Sonnenmilch mit Faktor 50, natürlich für sensible Haut ohne Parfüm, Parabene, Konservierungsstoffe, chemische Inhaltsstoffe usw. drauf – empfindliche Haut aus. Lesson learned! Ein richtiges Beachbabe, braun gebrannt mit wavy hair, werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr, aber vornehme Blesse ist halt auch sexy. Punkt!

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Mitte 20 und wieder in der Pubertät!?

Herrlich, ich dachte mit Mitte 20 sei ich raus aus der Pubertät. Nicht mit meiner Haut! Nachdem ich die Pille abgesetzt habe, brach der Frühling in meinem Gesicht aus, obwohl gerade Herbst war. Sprießen ist hier auch der falsche Ausdruck: Rot, röter, Marleen – Pickel, Akne, Marleen – Entzündung, Beulen, Marleen … Ich glaube, mein Gesicht hat alles getoppt, was es zu toppen gab. Jeder gewinnt doch gern, oder? Nun ja, in diesen Kategorien kann ich gut darauf verzichten. Während dieser „Hochblühphase” habe ich viiieles getestet und ausprobiert:
Besuche bei Ärzten aller Art – nicht nur, dass es mich viel Zeit gekostet hat, auch meine Nerven mussten einiges mitmachen. Der Topkommentar eines Facharztes lautete: „Frau Ober, daran sind Sie selbst Schuld. Sie fummeln und knibbeln wahrscheinlich die ganze Zeit im Gesicht rum, da brauchen Sie sich auch nicht wundern. Gehen Sie mal zu einem Psychologen. Das kann nur an Ihrer Psyche liegen!” Ah ja, danke für nichts! Nicht dran rumfummeln!? Wenn das damals mein einziges Problem gewesen wäre. Ich hatte manchmal enorme Schmerzen, denn mein Gesicht glich einem Trümmerfeld voller Entzündungen und Beulen. Die Schulmedizin brachte irgendwann nichts voran, also wechselte ich die Seiten und ging zur Homöopathie über. Neben einer dicken Rechnung und einem interessanten Nachmittag voller Fragen rund um meine Lebensweise und meinen Körper hat mir diese Form der Naturheilkunde nichts gebracht – Next! Es folgten endlose Tipps von Bekannten, Verwandten, Apothekern, Kosmetikern. Ich habe unzählige Cremes, Salben sowie Blutreinigungstees probiert, bin unter das Solarium gegangen, um die Pickel zu „verbrennen”. Alles ohne ersichtliche Resultate! Der Verzicht auf alle möglichen Lebensmittel wie Milch, Fleisch, Zucker, Koffein sollte den bahnbrechenden Erfolg bringen. Njet! Diese Umstellung führte zu nichts, außer zu der Frage: Hallo, wo bleibt da noch der Spaß im Leben!? 😉
Irgendwann bin ich an dem Punkt der Kapitulation angelangt: Ich habe die weiße Fahne geschwungen und der Akne die volle Macht zugesprochen. Einzige Lösung war dann (vor allem die Wintermonate kamen mir hier zu Gute): Mütze auf den Kopf, Haare weit ins Gesicht – Tarnung und Versteck in einem! Ha, welch ein Genie ich doch bin! Die Not macht eben erfinderisch. Doch die Realitätskeule kam schneller als gedacht, als ich einen Bekannten in der Uni traf. „Marleen, was ist denn nur mit deinem Gesicht los?”, fragte er mich, während er erschrocken dreinblickte. Okay, ein Leben lang eine Mütze zu tragen, ist dann doch nicht das Nonplusultra. Nach kurzer Recherche wollte ich auf eigene Faust ein ätzendes Mittel mit irgendeinem Säurewirkstoff kaufen. Letzter Versuch. Also ab in die Apotheke – mal wieder!
Meine Rettung war dann schließlich der besagte Apotheker. Er hat mich an meine jetzige Hautärztin verwiesen (liebe Grüße an dieser Stelle an Frau Dr. Ute Becker aus Bielefeld 😉 ), als er sich weigerte, mir das Supersäure-Ätzzeug zu geben. Meine Ärztin hat mich bei meinem ersten Besuch direkt ernst genommen und meine Problematik verstanden. Geholfen hat mir ein Antibiotikum, welches ich über einen längeren Zeitraum eingenommen habe. Klar, über diese Form der medikamentösen Behandlung lässt sich streiten, aber die Entzündungen mussten erstmal abklingen und raus aus meinem Körper. Obendrein bin ich zur dermatologischen Ausreinigung gegangen, die ich zwar selbst zahlen musste (#LacostedieWelt), die aber den Heilungsprozess meiner Haut unterstützt hat. Bis die Pickelmale und Rötungen endgültig abgeklungen waren, vergingen allerdings noch einmal einige Monate.

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Tarnung ist alles, oder?

Ich bin keine Expertin, aaaabbber ich glaube, ich kann aus meinem reich gefüllten Erfahrungsschatz sprechen. Viel Geduld, Geld, Zeit, Tränen sowie Enttäuschungen hat mich die ganze Prozedur am Ende gekostet. Ich kann definitiv nichts garantieren, weil jeder einen anderen Hautzustand hat. Allerdings ist der Gang zu einem guten Dermatologen des Vertrauens hilfreich. Außerdem sollte man die Haut in Ruhe lassen. Ich kenne es nur zu gut, ständig knibbeln, kratzen und quetschen zu wollen. Nur leider macht dies die Angelegenheit meist nur viel schlimmer und sorgt für üble Entzündungen. Daher Finger weg!! Auch einfach mal kein Make-up verwenden. Leichter gesagt als getan, ja ich weiß. Nichtsdestotrotz: die Haut muss atmen! Und unter einer dicken Schicht Foundation sind die Biester sowieso sichtbar.

Ebenfalls schwöre ich auf folgende Produkte: Effaclar Duo (+) Creme und Schäumendes Reinigungsgel von La Roche-Posay sowie die Cleanance Express-Reinigungslotion von Eau Thermale Avéne. Und wenn es mal akut ist, tupfe ich die Lösung Inderm zur örtlichen Behandlung auf die Problemstellen. Neuerdings schwöre ich dank des Insidertipps meiner lieben GLOSSY-Kolleginnen auf die Eight Hour Cream von Elizabeth Arden. Eine echte Beauty-Wunderwaffe, die trockene Stellen oder Ausschläge direkt beruhigt. Und ich kann es nur betonen: Geduld, Geduld, Geduld! Auch wenn es eine ganze Zeit dauern kann, solltest du hartnäckig bleiben, falls du deine Problemhaut in den Griff bekommen möchtest.

Breaking News: Meine Arschlochhaut und ich sind nun offiziell verheiratet!

Seit mittlerweile 30 Jahren warte ich immer noch auf den Tag, an dem meine Haut porentief rein wird. Zugegeben, im Vergleich zu den letzten fünf Jahren ist mein Teint deutlich glatter geworden. Trotzdem kann ich über Mädels, die wegen eines winzig kleinen Pickels im Gesicht fast ein Burnout erleiden oder sich lieber ein Pflaster auf die Stirn kleben, nur müde lächeln. Gleichzeitig beneide ich sie auch, da ich super happy über eine solch tadellose Haut wäre. DEN einen Pickel nehme ich dafür liebend gern in Kauf.

Aaaaaber … ich habe mich damit einfach abgefunden, dass meine Haut manchmal ihre eigenen Launen hat – sei es zyklus-, wetter- oder stressbedingt – aber die Tatsache, dass sie ein Arschloch ist, kann ich leider nicht ändern. An manchen Tagen fällt es mir zugegeben schwer, darüber hinwegzusehen: Völlig genervt und teilweise abgeneigt von meinem Anblick nehme ich dann trotzig mein Make-up zur Hand. Obwohl ich keine Lust habe, schminke ich mich, um mich einigermaßen wohler zu fühlen. Abziehen wie eine Maske kann ich meine Haut ja nun nicht, wobei ich mir diese Situation oft vorgestellt und diese als wundervoll empfunden habe. In solchen Momenten sage ich mir: „Scheiß drauf. Geh einfach ungeschminkt in den Supermarkt oder zur Post! Und auch wenn da ein hübscher, smarter Typ vor dir an der Kasse steht, der muss dich dann halt so mögen. Mit Arschlochhaut. Also Pech gehabt, ihr blöden Pickel! Ich decke euch nicht ab.”
Mir ist mit der Zeit klar geworden, dass dies Luxusprobleme sind und es viel schlimmere Dinge im Leben gibt. Solange ich gesund und zufrieden bin, kann ich gepflegt auf das Schönheitsideal einer perfekten, ebenmäßigen Haut kacken.
Ich bin nun mal die, die ich bin … mit Arschlochhaut. Und das ist auch gut so!

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Joinst du auch den Club der Arschlochhaut? Teile gern deine Erfahrungen mit uns. Welche trendy Methode ich jüngst ausprobiert habe, kannst du bald hier in unserem Onlinemagazin lesen. Also stay tuned!



Emily Cotton

Emily Cotton

Writer and expert


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