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#wetalkbeauty: Mein Körper ist sehr intolerant und un(v)erträglich

#wetalkbeauty: Mein Körper ist sehr intolerant und un(v)erträglich
Emily Cotton
Writer and expert6 Jahre vor
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„Ok, letzter Versuch: Mandelmilch!" – Es hat schon einige Durchgänge gebraucht, bis mein Freund und ich uns auf die richtige Zusammenstellung des morgendlichen Cappuccinos einigen konnten. Er: absoluter Milchtrinker, ich eher so: besser nicht. Ein weiteres Outing meinerseits folgt nun ... Nicht nur, dass mich eine Arschlochhaut quält, nein: „Mein Name ist Marleen und ich bin laktoseintolerant!" Buh!!! Aber was soll´s, diese Tatsache besteht nunmal. Daher lies selbst, welche unvergesslichen Momente diese einzigartige Lebensmittelunverträglichkeit mit sich bringt. Aber vorab möchte ich in erster Linie aus eigenen, persönlichen Erfahrungen sprechen, die ein oder andere Sache aufklären und die ernstzunehmende Qual (mit einem kleinen Augenzwinkern) beschreiben. Betroffene (in Deutschland sind circa 15 Prozent der Erwachsenen laktoseintolerant) werden nämlich oft nicht ernst genommen oder belächelt, obwohl sie sich diesen Mist nicht freiwillig antun und liebend gern ohne Intoleranz leben würden. Daher viel Spaß bei einem weiteren „#wetalkbeauty"-Beitrag. :)

Wieso immer ich!?

Tja, die Frage stelle ich mir an schlechten Tagen schon mal: „Warum trifft es nun ausgerechnet mich?" Die Antwort liegt aber leider auf der Hand: Mein Körper ist nicht in der Lage, Milchzucker aufzunehmen bzw. zu verdauen. Das Verdauungsenzym Lactase fehlt bzw. wird vermindert produziert, sodass eine Unverträglichkeit von Milcherzeugnissen zustandekommt. Wie unfair! Ein richtiger Looser bin ich und die Intoleranz katapultiert mich direkt in die Außenseitermannschaft der Ernährungsliga. Nach dem Schock, kam dann doch die Ernüchterung. Sooooo schlimm ist das ganze Schlamassel gar nicht und viele Einschränkungen beinhaltet die Angelegenheit auch nicht. Außer ...

Codewort „Gewitter"

„Nee, die Milch geht nicht, sonst scheißt Marleen sich noch in die Hose!" – Hahaha, das Gelächter ist mal wieder groß, wenn mein Freund und sein Mitbewohner diesen Spruch immer auf´s Neue raushauen. Ich lasse ihnen gern ihren Spaß, denn schließlich kann ich sehr gut über mich selbst lachen. Das blöde an einer Laktoseintoleranz, sagen wir es geradeheraus, mögliche Blähungen, spontaner Durchfall sowie ein fieser Blähbauch samt Krämpfen. Falls es mal wieder soweit ist, haben meine beiden liebsten Freundinnen das beste Codewort, wie ich finde, für diese plötzliche Toilettensituation geschaffen: Gewitter! Und im wahrsten Sinne des Wortes beschreibt dieser Ausdruck die Tatsache punktgenau. Das sind allerdings nur die akuten Ausmaße. Neben Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit sowie Schweißausbrüchen kennt meine Haut kein Erbarmen: Ein kleiner Ausflug an die Eistheke, nicht aufgepasst – zack Hautunreinheiten, Pickel und Akneschub sind die Antworten darauf.

Schlimmer geht immer, Freunde!

Vergleiche ich mich allerdings mit meinen beiden guten Freundinnen (hier ein dickes Dankeschön an Olga und Kristin für ihre Hilfe), ist meine Laktoseintoleranz ein großer Witz gegenüber ihren Leiden. Neben Milchzucker gibt es noch weitere Übeltäter in den Lebensmitteln, die allergische Reaktionen auslösen können und das nicht zu knapp! Die Rede ist von Gluten, Fruktose und Histamin. Meine Girls haben teilweise zwei bis drei Intoleranzen auf einmal! Die Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und starke Verdauungsprobleme sind eine Seite, die andere, sich ständig unwohl in seinem eigenen Körper fühlen und sich bei jeder Mahlzeit unsicher sein, ob der Magen-Darm-Trakt mitspielt. Diese Gegebenheit schlägt, wie du dir sicherlich vorstellen kannst, stark auf die Psyche, verursacht stressige Situationen und eine unausgeglichene bzw. mangelnde Ernährung, die eine starke Gewichtszunahme bzw. -abnahme auslöst. Die Ursache für ihre Intoleranzen, vermuten beide, liegt in einer vorhergegangenen Magenschleimhautentzündung bzw. Blasenentzündung, die eine lange Einnahme von Antibiotikum verursachte. Dazu kam noch eine starke körperliche Belastung durch Stress, der ebenfalls Intoleranzen herbeiführen kann. Es gibt noch viele weitere Gründe, die sehr speziell sowie individuell sein können. Nichtsdestotrotz lassen sich beide nicht unterkriegen und haben gelernt, mit den täglichen Einschränkungen umzugehen. #yougogirls

Ist das auch wirklich Soja-Frozenjoghurt?!

Ein möglicher Ansatz, aber leider nicht die ultimative Lösung für die Intoleranz: Der komplette Verzicht auf die Nahrungsaufnahme. Geht halt nicht, es sei denn, es lässt sich doch allein von Luft und Liebe leben. Essen gehört nun mal zum Leben dazu, ist und bleibt ein soziales Get-together und ein täglicher Begleiter. Natürlich ist es immer mit einem Aufwand verbunden, ganz genau auf die Inhaltsstoffe beim Einkauf und Co zu achten. Denn teilweise sind Molkeerzeugnisse, z. B. in Softdrinks, zu finden – habe ich vorher ehrlich gesagt nie drüber nachgedacht. Aber mittlerweile sind die Mitmenschen zum Glück größtenteils sensibilisiert oder sie haben zumindest von Lebensmittelintoleranzen schon mal gehört. An die blöden Kommentare der Kellner sowie den Diss meines Freundes habe ich mich auch gewöhnt – sie bekommen einfach einen schlauen Spruch zurück. Natürlich empfinde ich es als ungerecht, z. B. in der Regel 60 Cent mehr für meinen geliebten Latte macchiato mit Soja auszugeben, aber ich habe das Glück, in Berlin zu leben. Hier gehört es zum guten Ton, einen vegetarischen bzw. veganen Lebensstil zu führen und es ist völlig okay, nein sogar trendy, eine Unverträglichkeit zu haben. Auch die Supermärkte bieten eine Vielzahl an laktose-, gluten- sowie fruktosefreien Nahrungsmitteln an – das sah vor knapp vier Jahren leider noch ganz anders aus.

Falls du selbst den Verdacht hast, an einer Intoleranz zu leiden und ggf. Symptome bei dir bereits auftreten, bleibt ein Besuch bei einem Facharzt leider nicht aus. Und es gibt deutschlandweit einige Ernährungsberater und Institute, die sich auf Unverträglichkeiten spezialisiert haben. Also Kopf hoch, schlimmer geht immer und der Latte mit Sojamilch schmeckt mindestens genauso gut! ;)

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